50 Jahre
Schreibwettbewerb KLASSEnSÄTZE
KLASSEnSÄTZE Wettbewerb

Schreibwettbewerb KLASSEnSÄTZE

Am Hamburger Schreibwettbewerb KLASSEnSÄTZE haben die 7. Klassen und die IVKs teilgenommen. Wir gratulieren Mira aus der 7c und Nihal aus der 10e zum Schulsieg und wünschen viel Erfolg in der nächsten Runde.

Das Thema des diesjährigen Wettbewerbs lautete "Beflügelt" und die Schülerinnen und Schüler waren aufgefordert Kurzgeschichten oder Gedichte dazu selbst zu schreiben.

Die Jury mit Masha und Ali aus der S2, Frau Winkler und Herrn Lichte als Vertreter/-in der Deutschfachschaft sowie Frau Böttcher als Elternvertreterin erhielten interessante, spannende, gruselige und emotionale Texte zum Lesen und waren erfreut über die gut durchdachten und strukturierten Geschichten und der einfühlsam gesetzten Wortwahl.

Mit der Zustimmung der Autorinnen, veröffentlichen wir an dieser Stelle die Texte der beiden Siegerinnen:

Der kleine Windgeist von Miraslava (7c)

Es war einmal vor langer Zeit in der Stadt Windheim, als der Wind noch keinen Namen hatte. Die Menschen dort lebten in Angst, weil der böse Sturmkönig Flyn alles kontrollierte. 
Er schickte Stürme, die Häuser zerstörten, Felder vernichteten und den Menschen die Hoffnung nahmen. Doch es gab einen kleinen Windgeist, der sich nichts sehnlicher und mehr wünschte, als frei zu sein.

Er hörte oft Lieder eines jungen Barden, der über die Freiheit und den Mut sang. Der kleine Windgeist liebte diese Lieder, denn sie gaben ihm Kraft. "Weißt du," sagte der Barde eines Tages, "wenn der Wind stark genug ist, kann sogar ein kleiner Vogel den Himmel berühren." Diese Worte machten dem Windgeist Mut. Gemeinsam mit dem Barden schmiedete er einen Plan, um den bösen Sturmkönig zu besiegen.

In einer stürmischen Nacht stand der Barde vor dem Palast von Flyn und sang ein Lied, das so kraftvoll war, dass selbst der Sturm für einen Moment anhielt. Der kleine Windgeist sammelte all seine Kraft und schickte einen noch größeren Sturm, der die Mauern des Palastes einriss und Flyn vertreib.

Doch der Barde bezahlte dafür mit seinem Leben. Bevor er starb, flüsterte er dem kleinen Windgeist zu: "Freiheit gehört allen."

Der Windgeist war sehr traurig, doch er wusste, dass er das Versprechen des Barden halten musste. Der Windgeist nahm die Gestalt des Barden an und wurde zu Kai, dem Hüter des Windes.

Von nun an war er immer in Windheim unterwegs, unsichtbar, aber immer da, ganz tief im Herzen der Menschen. Wenn Menschen Angst hatten oder sich allein fühlten, ließ der Windgeist ein sanfte Brise wehen, die sie an die Worte des jungen Barden erinnerte. Und so lebte der Windgeist weiter. Er half den Menschen, ihre Träume zu finden und gab ihnen Mut wie ein Freund, der immer da war, auch wenn man ihn nicht sehen konnte, um die Herzen der Menschen zu beflügeln.

"Beflügeln" von Nihal (10e)

Ein Mann ging an einem ruhigen Abend zum Meer. Er guckte die Wellen des Meeres an und zog seine Schuhe aus. Er setzte sich auf den Sand und hörte dem Wasser zu. Die Wellen kamen und gingen, er fühlte sich ruhig und glücklich. Der Wind wehte sanft und die Sonne ging unter. Der Mann schloss seine Augen und atmete ein.

Dann kamen plötzlich Geräusche vom Meer.  Er stand plötzlich auf und sah sich um. Es war ein kleiner Vogel, nass und verletzt, der kaum fliegen konnte. Der Mann kniete sich hin und nahm den Vogel vorsichtig in seine Hände. "Du brauchst Hilfe", flüsterte er leise. Der Vogel zitterte, aber er blieb ruhig. Der Mann nahm seinen Schal und wickelte den Vogel sanft ein. Er beschloss ihn mit nach Hause zu nehmen. Während er zurückging schaute er auf das Meer und dachte: "Manchmal finden wir etwas, das uns zeigt, wie wichtig Mitgefühl ist."

Der kleine Vogel war für ihn ein Geschenk, das ihm an diesem Abend eine neue Aufgabe gab.

Fünf Jahre später saß der Mann wieder am selben Strand, wo er damals den verletzten Vogel gefunden hatte. Der Vogel, den er "Licht" genannt hatte, war in diesen Jahren sein treuer Begleiter geworden. Er hatte ihn gepflegt, ihm das Fliegen beigebracht und zugesehen, wie er jeden Tag stärker wurde. Doch eines Morgens, vor ein paar Tagen, war der Vogel still geblieben. Er war in seinem kleinen Nest gestorben, friedlich und ohne Schmerzen. 

Der Mann hatte ihn behutsam zum Strand gebracht, zu dem Ort, wo alles begann. Jetzt saß er dort, hielt eine Feder des Vogels in der Hand und blickte auf das Meer hinaus. "Du hast mir gezeigt, wie wertvoll jede kleine Begegnung im Leben sein kann", flüsterte er. Der Wind trug seine Worte hinaus aufs Meer und der Mann lächelte. Trotz des Schmerzes fühlte er Frieden, denn er wusste, dass der Vogel nun frei war. 

Von diesem Tag an wurde dem Mann klar, dass die Überraschungen im Leben ganz plötzlich kommen und einen glücklich machen, um dann plötzlich wieder zu verschwinden.